Mit Brief und Siegel, sozusagen: professioneller Gitarrist jetzt auch mit Zertifikat


Jetzt mit Zertifikat: Prüfung als professioneller Gitarrist abgelegt

In den letzten zwei Jahren habe ich mir sehr viel vorgenommen und viel Zeit damit verbracht, eine große Aufgabe zu bewältigen! Und zwar habe ich an einem Fernkurs teilgenommen, um mich amtlich und offiziell „professioneller Gitarrist“ nennen zu können. Zwei dicke Ordner mit vielen Materialien, diverse DVDs und Bücher sowie die Onlinekommunikation mit meinem Fernlehrer waren die wesentlichen Bestandteile des Fernkurses mit dem Titel „Geprüfter Popularmusiker / Guitar Professional“. (Es handelte sich übrigens um ein Angebot der newmusic.academy in Offenbach am Main.) Im Juni war es dann soweit: ich habe ich dann die Abschlussprüfung bestanden und stolz das Zertifikat als professioneller Gitarrist in meinem Arbeitszimmer bzw. Unterrichtsraum an die Wand gehängt!

Warum ich den Kurs als „Guitar Professional“ absolviert habe

Manche Leute haben mich gefragt, warum ich nach all den Jahren als Gitarrenlehrer bzw. Musiker noch an einem Fernkurs teilnehme, um mich „geprüfter“ bzw. „professioneller Gitarrist“ zu nennen. Für mich lagen die Gründe aber auf der Hand:

  • Erstens war klar, dass ich meinen Schülern und Schülerinnen deutlich besser helfen kann, wenn ich eine Instrumentalausbildung (so kann man es ja durchaus nennen) durchlaufen habe.
  • Zweitens hatte ich Lust auf die Herausforderung, mich technisch an meinem Instrument zu verbessern, noch mal richtig etwas zu lernen und mich weiterzuentwickeln — sozusagen selber noch einmal die Schulbank zu drücken.
  • Drittens kann es ja nur von Vorteil sein, wenn man sich zum Beispiel an einer Musikschule (oder sonstwo) bewirbt und einen Abschluss, Titel oder einen „Schein“ hat, der bestätigt, dass man professioneller Gitarrist ist.
  • Zu guter Letzt hatte ich keine Lust mehr, als „Autodidakt“ zu gelten. Zwar bin ich im Grunde genommen keiner (ich habe ja viel Unterricht genommen, an Workshops teilgenommen und in Bands live viel gelernt). Aber es fühlt sich auch gut an, endlich etwas in den Händen zu halten (bzw. an der Wand hängen zu haben), was Hand und Fuß hat.

Die Kursinhalte: all dies kann ich dir als professioneller Gitarrist im Unterricht zeigen!

Woraus bestand nun der Kurs? Für mich war es eine Vertiefung der großen Gitarren-Aufgabe, die da heißt „Lerne dein Griffbrett kennen“. Wegen der uneinheitlichen Stimmung der Saiten und den vielen Bünden kann die Gitarre ja erstmal ein verwirrendes Instrument sein. Dies zumindest, wenn man den Anfängerbereich der „Lagerfeuer“-Akkorde verlassen und z. B. flüssig solieren möchte. Und das sollte man als professioneller Gitarrist ja können.

Was macht die Gitarre denn tendenziell unübersichtlich? So ist es ja zum Beispiel möglich, den selben Ton mehrere Male in verschiedenen Bünden zu greifen. Für ein eingestrichenes e (e1) habe ich daher viele Möglichkeiten, und zwar auf sechs Saiten in sechs verschiedenen Bünden. Macht sechs verschiedene Griffweisen: alle für den gleichen Ton! Hinzu kommt: immer wieder macht die ausnahmsweise in einer grossen Terz (statt ansonst einer Quarte) gestimmte h- bzw. b-Saite einen Strich durch die Rechnung, weil man auf ihr stets einen Bund nach rechts „nachkorrigieren“ muss.

Ein zweijähriger Kurs mit vielen Aufgaben, Etüden, Spielproben etc. erhöht natürlich die Sicherheit auf dem Griffbrett in jeder Hinsicht. Denn es ging dabei nicht nur um abzuliefernde Improvisationen, sondern auch darum, vorgegebene Soli der Dozenten auf den Punkt nachzuspielen. Unterm Strich macht einen das als Gitarristen natürlich viel routinierter und damit auch professioneller.

Techniken für die Greifhand

Hier ein Auszug aus den Techniken für die Greifhand:

  • Akkorde, Voicings und Arpeggien aller Art
  • Skalen aller Art (penta- bis heptatonisch, „Ionisches System“)
  • String-Skipping (Melodien bzw. Arpeggien werden so gespielt, dass eine Saite übersprungen wird, das gibt einen ganz anderen Flow)
  • 3NPS („Three Notes Per String“): in Pentatoniken und Lehrbuch-Skalenfingersätzen hast du meist drei Noten pro Saite, dazwischen aber auch mal zwei Noten pro Saite. 3NPS verlegt konsequent drei Noten auf jede Saite. Das kann sich am Anfang etwas ungewohnt anfühlen, aber auch zu deutlich flüssigerem Spiel führen.

Tonerzeugung / Techniken für die Schlaghand

Der Kurs war natürlich nicht nur auf die Greifhand konzentriert. Es gehörten auch Schlaghandtechniken dazu, unter anderem

  • Alternate Picking,
  • Sweep Picking,
  • Economy Picking,
  • Hybrid Picking,
  • Inside-/Outside Picking.

Der Ton macht die Musik, heißt es — wohl wahr. Tonerzeugung ist aber nicht ausschließlich eine Sache der Schlaghand. Einige Techniken der Greifhand haben auch direkten Einfluss auf den Ton. Dazu gehören

  • Bendings,
  • Vibrato,
  • Staccato und
  • Legatotechniken.

Aus Interviews mit den Dozenten und aus dem Austausch mit meinem Fernlehrer weiß ich, dass die Leute an der newmusic.academy großen Wert auf einen guten Ton legen. Und da haben sie auch Recht mit — dass man als professioneller Gitarrist einen guten Ton haben sollte, liegt ja auf der Hand.

Ohne Theorie und Harmonielehre geht es als professioneller Gitarrist nicht

Ohne Theorie bzw. Harmonielehre geht es natürlich nicht und deswegen war die Theorie auch ein steter Begleiter im ganzen Kurs. Know-How über Akkord- und Skalenbildung gehören im Leben als professioneller Gitarrist nun wirklich dazu! Selbstverständlich war es in der Abschlussprüfung Aufgabe, das gesamte Aufgabenmaterial nicht nur einzuspielen, sondern auch harmonisch zu analysieren. Ich persönlich bin übrigens stolz darauf, dass mir eine „fehlerfreie harmonische Analyse“ bescheinigt wurde!

Vielleicht das Wichtigste als professioneller Gitarrist: Wie sieht mein Übungsplan aus?

Egal ob du professioneller Gitarrist bist, ambitionierter Amateur oder Laie: wir alle haben wenig Zeit und müssen sie möglichst gut nutzen! Wie also am effektivsten üben? Wie sich ein jeder seinen Übungsplan gestaltet, stand im Mittelpunkt des Austausches mit meinem Fernlehrer (dazu werde ich demnächst auch noch einen eigenen Blogartikel schreiben). Einfach nur vor sich hin zu üben, ist ja nicht optimal (auch wenn es meiner Meiung nach besser als als gar nicht zu üben. Denn ohne jede Übung kommst du an Deinem Instrument ja niemals voran). Und weisst du was? Ich glaube, dieser Punkt — wie übe ich und wann was wie lange — ist der Punkt, mit dem ich dir im Unterricht am meisten helfen könnte.

Didaktik: nicht jeder professionelle Gitarrist ist gleich ein guter Lehrer

Und — last but not least Teil des Kurses: Didaktik. Hierzu stellte die newmusic.academy eigene Didaktik-Blöcke mit entsprechendem Videomaterial und zusätzlich qualifizierte Fachliteratur zur Verfügung. Schliesslich gehört Unterrichten ja zum täglich Brot all derer dazu, die hauptberuflich ein Instrument spielen. Und um guten Unterricht zu geben, reicht die fachliche Qualifikation bei weitem nicht aus. Wer als professioneller Gitarrist und gut am Instrument ist, muss ja nicht zwangläufig gut unterrichten können … Andererseits gehört Unterrichten ja zum täglichen Brot eines jeden Berufsmusikers. Sehr sinnvoll und durchdacht von der newmusic.academy fand ich es deshalb, auch dieses wichtige Standbein als professioneller Gitarrist zu erweitern und zu vertiefen.

Warum eigentlich Popularmusiker als Abschluss?

Manchmal werde ich gefragt: warum habe ich mich eigentlich für einen Kurs mit dem Titel „Geprüfter Popularmusiker (Guitar Professional)“ entschieden? Die Antwort liegt auf der Hand – ich bin ja im Bereich der Populären Musik unterwegs und spiele ja hauptsächlich Pop, Rock und Blues. Stilistisch wurden diese Bereiche im Kurs auch umfassend bedient. Klassik und Jazz hingegen höre ich zwar gerne, doch ich erhebe nicht den Anspruch, diese Musikformen spielen oder gar unterrichten zu können. Und außerdem klang das der Titel „Guitar Professional“ für meine Ohren doch sehr verlockend …

Mein Fazit: guter Unterricht ist einfach wichtig!

Auch wenn ich vorher durchaus mit meinem Instrument vertraut war, haben sich durch den Kurs mein Spiel und auch mein Unterricht im Laufe der letzten Jahre mit Hilfe des Fernkurses noch mal deutlich verbessert. Auch wenn die Gitarre vielleicht dazu einlädt, sich manches selbst beizubringen: guter Unterricht ist wichtig, wenn man ein Instrument gut spielen möchte.